Schwer erziehbare Kinder: 9 Tipps für euren Alltag

Verfasst von
Daniel Duddek
Schwer erziehbare Kinder
Inhaltsverzeichnis
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Ein Kind, das ständig Grenzen testet. Ein Blick voller Trotz. Und dann der Moment, in dem du nicht mehr weißt, ob du schimpfen, weinen oder einfach nur kurz weglaufen sollst. Kommt dir das bekannt vor? Dann bist du nicht allein. Viele Eltern fühlen sich an dieser Stelle machtlos.

Besonders dann, wenn das eigene Kind als „schwer erziehbar“ gilt. Der Begriff klingt hart. Und doch trifft er oft genau das, was du täglich erlebst: Wutanfälle, Diskussionen um jede Kleinigkeit. Du gibst dein Bestes und hast trotzdem das Gefühl, zu scheitern.

Aber was steckt eigentlich hinter diesem Verhalten? Wo endet normales kindliches Austesten und wo beginnt eine Verhaltensauffälligkeit? Und vor allem: Was kannst du konkret tun, um deinen Nachwuchs zu fördern?

In diesem Artikel erfährst du, welche Ursachen hinter dem Verhalten schwer erziehbarer Kinder stecken können, wie du erkennst, ob dein Sprössling Unterstützung braucht und welche konkreten Strategien dir im Alltag wirklich helfen.

Außerdem bekommst du einen Einblick in professionelle Unterstützungsmöglichkeiten. So findest du Wege, die dich und dein Kind stärken.

Was bedeutet es eigentlich, schwer erziehbare Kinder zu haben?

Dein Kind ist schwer erziehbar!“ Dieser Satz trifft viele Eltern wie einen Schlag. Doch was bedeutet das eigentlich? Schwer erziehbare Kinder zeigen über einen längeren Zeitraum hinweg Verhaltensweisen, die Eltern stark herausfordern.

Sie hören nicht, reagieren trotzig, provozieren gezielt oder verweigern jede Kooperation. Wichtig dabei: Diese Verhaltensweisen treten nicht nur phasenweise auf, sondern prägen oft den Familienalltag.

Das bedeutet jedoch nicht automatisch, dass dein Kind eine psychische Störung hat.

Eine klare Abgrenzung zur Verhaltensstörung bei Kindern ist entscheidend. Während schwer erziehbares Verhalten oft durch Überforderung, Temperament oder Umfeld beeinflusst wird, sprechen Fachkräfte erst bei wiederholten, stark ausgeprägten und sozial beeinträchtigenden Symptomen von einer Störung.

Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn das Kind über Monate hinweg aggressiv auf andere reagiert, keinerlei Rücksicht zeigt oder bewusst Regeln verletzt, sowohl zu Hause als auch in der Schule oder Kita.

Es gibt viele Gründe, warum ein Kind schwerer zu führen ist:

  • Temperament: Manche Kinder kommen mit einem stärkeren Willen oder größerem Bewegungsdrang auf die Welt.
  • Umfeld: Ständige Reizüberflutung, ein unsteter Alltag oder wenig emotionale Sicherheit können sich negativ auswirken.
  • Entwicklung: Verzögerungen in der sprachlichen oder emotionalen Entwicklung machen es schwieriger, Gefühle auszudrücken. Wut und Trotz übernehmen dann die Regie.

Für Fachleute ist der Begriff „schwer erziehbar“ übrigens keine medizinische Diagnose. Er stammt aus dem pädagogischen Sprachgebrauch und beschreibt vor allem das subjektive Empfinden der Eltern. Denn was für die eine Familie kaum auffällt, ist für eine andere kaum zu bewältigen.

Temperamentvolles Kind springt im Wohnzimmer

7 Anzeichen, dass dein Kind Hilfe bei Erziehungsproblemen braucht

Nicht jedes lautstarke „Nein!“ ist ein Warnsignal. Aber es gibt klare Hinweise, die zeigen: Dein Nachwuchs braucht mehr Unterstützung, als du allein leisten kannst.

  1. Dein Kind überschreitet ständig Grenzen: Egal, wie oft du Regeln erklärst – sie werden bewusst ignoriert. Dein Nachwuchs testet dich nicht nur, es provoziert gezielt. Die Folge: ständiger Streit, kaum Erholung.
  2. Wutanfälle ohne erkennbaren Auslöser: Die kleinste Veränderung löst extreme Reaktionen aus. Türen knallen, Tränen fließen, Gegenstände fliegen. Du hast das Gefühl, dein Kind verliert komplett die Kontrolle.
  3. Rückzug aus dem sozialen Umfeld: Plötzlich möchte dein Spross nicht mehr zu Freunden oder verweigert Aktivitäten, die es früher geliebt hat. Es wirkt traurig, verschlossen oder gleichgültig.
  4. Übermäßiger Trotz: Das ist normal, bis zu einem gewissen Grad. Wenn dein Kind aber bei jeder Kleinigkeit blockiert, nicht mitmacht oder jede Anweisung bekämpft, wird der Alltag zur Belastung. 
  5. Fehlende Selbstregulation: Dein Kind kann seine Gefühle kaum steuern. Es rastet aus oder zieht sich völlig zurück und findet allein keinen Weg zurück zur Ruhe. Das zeigt sich oft auch körperlich: Unruhe, Schlafprobleme oder Bauchweh sind keine Seltenheit.
  6. Keine Einsicht nach Konflikten: Auch nach einer Auseinandersetzung bleibt dein Sprössling uneinsichtig. Es übernimmt keine Verantwortung für sein Verhalten, sondern schiebt Schuld grundsätzlich nach außen.
  7. Tieferliegende emotionale Ursachen: Manche Kinder tragen innere Konflikte mit sich herum: Verlust, Überforderung, Bindungsängste. Diese Gefühle äußern sich oft in auffälligem Verhalten, wie ein stiller Schrei nach Hilfe.

Wenn du als Mutter überfordert bist

Du liegst nachts wach, der Tag hallt nach. Du hast geschimpft, obwohl du ruhig bleiben wolltest. Und wieder fragst du dich: Warum schaffe ich das nicht besser?

Dieses Gefühl, als Mutter überfordert zu sein, ist real. Und es darf da sein.

Viele Mütter halten durch, obwohl sie längst keine Kraft mehr haben. Sie funktionieren, lächeln, organisieren und verlieren sich dabei selbst. Das Problem: Wer das eigene Limit ignoriert, rutscht schnell in Erschöpfung und Gereiztheit. Genau das, was du im Umgang mit deinem Kind eigentlich vermeiden willst.

Sprich es aus: „Ich bin überfordert mit meinem Kind.“ Dieser Satz ist kein Zeichen von Schwäche, sondern der erste Schritt zur Veränderung. Scham hilft dir nicht weiter. Sie hält dich im Stillstand. Was du brauchst, ist Mitgefühl mit dir selbst.

Selbstfürsorge ist keine Kür, sondern Voraussetzung für gelingende Erziehung. Kleine Auszeiten, ehrliche Gespräche und professionelle Hilfe können dir helfen, wieder klarer zu sehen. Und erst wenn es dir besser geht, kannst du auch deinen Nachwuchs wieder besser begleiten.

Überforderte Eltern mit schwer erziehbarem Kind

9 praktische Tipps im Umgang mit schwierigen Kindern

Schwieriges Verhalten entsteht oft dort, wo Kinder sich nicht verstanden fühlen. Mit den richtigen Strategien bringst du mehr Ruhe, Nähe und Klarheit in euren Alltag.

  1. Bleib in Verbindung: Kinder kooperieren eher, wenn sie sich gesehen fühlen. Nimm dir bewusst Momente, in denen du einfach nur da bist.
  2. Sprich auf Augenhöhe: Vermeide Befehle. Formuliere klar, aber respektvoll. Ein „Ich wünsche mir, dass du jetzt aufräumst!“ wirkt oft besser als ein scharfes „Räum endlich auf!
  3. Setze klare, liebevolle Grenzen: Sie geben Sicherheit. Wichtig ist: Du setzt sie ohne Härte, aber mit Konsequenz. Bleib ruhig, auch wenn dein Spross laut wird.
  4. Gib Struktur: Ein fester Tagesablauf hilft deinem Kind, sich zu orientieren. Rituale am Morgen oder Abend bieten Halt und reduzieren Konflikte.
  5. Bleib geduldig: Veränderung braucht Zeit. Auch wenn du gefühlt jeden Tag dieselben Regeln erklärst, bleib dran. Wiederholung schafft Vertrauen.
  6. Erkenne gute Momente an: Lob wirkt besser als Kritik. Sag konkret, was dir gefällt: „Ich habe gesehen, wie geduldig du gewartet hast.“ Das stärkt die Motivation deines Kindes.
  7. Bleib körperlich präsent: Eine Hand auf der Schulter oder ein kurzer Blickkontakt – Nähe beruhigt. Gerade in schwierigen Momenten kann das Wunder wirken.
  8. Nimm es nicht persönlich: Dein Nachwuchs will dich nicht angreifen. Es zeigt, dass es überfordert ist. Atme tief durch, bevor du reagierst.
  9. Schaffe gemeinsame Zeit: Nicht als Belohnung, sondern als Grundlage. Spiele, Spaziergänge oder gemeinsames Kochen stärken eure Beziehung und reduzieren Reibung.

Diese Erziehungstipps können dir helfen, den Umgang mit schwierigen Kindern konstruktiver zu gestalten.

Wie du Selbstvertrauen bei deinem Kind stärkst

Ein Kind, das an sich glaubt, geht gelassener mit Herausforderungen um. Um das Selbstvertrauen deines Kindes zu stärken, brauchst du keine großen Worte, sondern viele kleine Schritte.

Mach Erfolge sichtbar. Nicht nur bei guten Noten, sondern auch bei scheinbar Alltäglichem: wenn dein Spross etwas allein ausprobiert, Konflikte ohne Wut löst oder Hilfe anbietet. Zeig ihm, dass du solche Momente wahrnimmst. Das stärkt seine innere Sicherheit, besonders bei willensstarken Kindern, die oft anecken.

Setze Lob gezielt ein. Statt allgemeiner Aussagen wie „Super gemacht.“ wirkt es besser, wenn du genau beschreibst, was du gut findest. Zum Beispiel: „Ich habe gemerkt, wie geduldig du heute beim Warten warst.“ So lernt dein Kind, worauf es stolz sein kann und dass Anstrengung sich lohnt.

Übertrage Verantwortung, altersgerecht und klar. Lass deinen Nachwuchs kleine Aufgaben übernehmen, zum Beispiel beim Tischdecken oder Anziehen. Gib ihm das Gefühl: „Du wirst gebraucht. Du kannst etwas bewegen.“ Diese Erfahrung ist unbezahlbar.

Statt dein Kind ständig zu korrigieren, begleite es. Frag nach seiner Meinung, beziehe es in Entscheidungen ein. Das zeigt: Deine Stimme zählt. Wenn du dein Kind auf diese Weise stärkst, wird es sicherer im Umgang mit sich und anderen und entwickelt Stück für Stück ein stabiles Selbstbild.

Vertrauensvolle Hand eines Erwachsenen und Kindes

Elternberatung & Coaching: Wann es Zeit ist, Hilfe anzunehmen

Manchmal reicht guter Wille nicht aus. Wenn Gespräche nur noch im Streit enden, Grenzen ständig überschritten werden oder du dich nur noch erschöpft fühlst, kann ein professioneller Blick von außen entlasten. Elterncoaching bietet dir genau das.

Ein erfahrener Kinder Coach oder Elternberater hilft dir, Muster zu erkennen, neue Lösungswege zu entwickeln und den Alltag wieder konstruktiv zu gestalten. Viele Familien profitieren davon, wenn jemand neutral zuhört und gezielt unterstützt. Du lernst, deine Reaktionen bewusster zu steuern, Konflikte früher zu erkennen und dein Kind klarer zu begleiten.

Elternberatung ist kein Zeichen von Schwäche. Sie zeigt, dass du Verantwortung übernimmst. Gerade in Phasen, in denen alles zu viel wird, kann ein Coach helfen, Ordnung in dein Familienleben zu bringen.

Was kostet ein Heimaufenthalt und wann ist er notwendig?

Wenn du trotz aller Bemühungen nicht mehr weiterweißt, kann eine stationäre Hilfe notwendig werden. Der Gedanke daran fällt schwer, aber manchmal ist genau das der Schritt, der dein Kind schützt und euch beiden Luft zum Atmen gibt.

Ein Heimaufenthalt wird in der Regel über das Jugendamt organisiert. Die Kosten übernimmt meist das Jugendamt ganz oder teilweise, abhängig vom Einkommen der Eltern. Du musst keinen vollständigen Betrag allein tragen. Wichtig ist, dass du frühzeitig das Gespräch suchst und dich beraten lässt.

Es gibt unterschiedliche Formen stationärer Hilfe: Wohngruppen, pädagogisch betreute Einrichtungen oder zeitlich begrenzte Unterbringungen. Nicht jedes Modell passt zu jedem Kind. Die Entscheidung wird gemeinsam mit Fachkräften getroffen und ist sehr emotional.

Viele Eltern fühlen sich schuldig, weil sie denken, versagt zu haben. Doch das Gegenteil ist der Fall: Wer Verantwortung übernimmt und Hilfe annimmt, handelt im Sinne des Kindes. Es geht nicht um Aufgeben, sondern um Stabilität, Entwicklung und neue Chancen.

Trainer von Stark für Kinder: Ein starker Partner an deiner Seite

Manche Kinder brauchen mehr als gute Worte. Sie brauchen Vorbilder, die ihnen zeigen, wie sie mit Wut, Unsicherheit oder innerem Druck umgehen können. Genau hier setzt die Arbeit der Trainer:innen von Stark für Kinder an.

Unsere Kinder- und Jugendcoaches begleiten Kinder in herausfordernden Lebensphasen. Sie stärken soziale Kompetenzen, fördern Selbstbewusstsein und helfen, Konflikte gewaltfrei zu lösen. Dabei geht es um Entwicklung.

Auch Eltern profitieren: Du bekommst neue Perspektiven, entlastende Impulse und konkrete Handlungsideen für den Alltag. Gemeinsam schaffen wir eine Basis, auf der Veränderung möglich wird.

Fazit: Du bist nicht allein und dein Kind auch nicht

Jeder Tag mit einem herausfordernden Kind verlangt dir viel ab. Doch du musst diesen Weg nicht allein gehen. Es gibt Unterstützung, die dich entlastet und deinem Nachwuchs hilft, seinen Platz in der Welt zu finden.

Schwer erziehbare Kinder brauchen keine ständigen Korrekturen, sondern echte Verbindung, klare Orientierung und Menschen, die an sie glauben. Mit den richtigen Impulsen, Mut und der Bereitschaft, dir selbst helfen zu lassen, kannst du genau der Mensch sein, den dein Kind jetzt braucht. Veränderung beginnt mit einem Schritt.

Daniel Duddek
Über unseren Autor
Daniel ist der Entwickler des Stark auch ohne Muckis-Konzeptes. Nachdem er im Jahr 2004 eine Entscheidung gegen die schiefe Bahn und für ein starkes und integres Leben traf, widmete er sich dem Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Mobbing. Das zu einer Zeit, in der fast niemand über das Thema sprach. Er ist Vater von zwei Kindern, Erzieher, ausgebildeter Trainer und Coach und hat sein eigenes System in den letzten 12 Jahren erst entwickelt, dann evaluiert und nun so rund geschliffen, dass es wie ein Schweizer Uhrwerk funktioniert, um Kinder nachhaltig zu stärken.